Was ist
zeitlose Weisheit?
Es hat zu
allen Zeiten zwei Arten von Wissen gegeben: ein exoterisches, das die Phänomene
der physischen Welt zu erkennen sucht, und ein esoterisches, das den Ursprung
und das Wesen dieser Phänomene erklärt, die im Hintergrund unseres Bewußtseins
wirken.
Wahre
Esoterik ist keinesfalls etwas Mystisches oder Glaubenssache. Sie enthüllt uns
das Wissen von den verborgenen Energien und Kräften des Lebens. Sie reicht also
viel tiefer und ist viel wissenschaftlicher und seriöser als allgemein
angenommen.
Esoterik
ist im wesentlichen die Wissenschaft von der Seele, die als universelles
Bewußtsein alle physischen Formen durchdringt. Die Seele ist das belebende oder
beseelende Bewußtsein der gesamten Natur sowie jener nichtsichtbaren Ebenen,
die jenseits dessen liegen, was im allgemeinen unter Natur verstanden wird.
Diese nicht-sichtbaren Ebenen, die von uns durchaus wahrgenommen werden können,
wenn wir unser Bewußtsein für sie öffnen, sind feinstoffliche Welten im
Unterschied zur grobstofflich-physischen Welt, die unsere Wissenschaftler
bisher als die einzig existierende Welt betrachten.
Die
feinstofflichen Welten bestehen - wie uns die Esoterik lehrt - aus einer
Vielzahl von Energien, die vielfältig und außerordentlich komplex, aber trotzdem
wohlgeordnet sind und von einem höheren Willen gelenkt werden. Dieser Wille,
den wir auch als den unerforschlichen "Göttlichen Willen" betrachten
können, wirkt durch das Gesetz von Ursache und Wirkung, das ein grundlegendes
Gesetz des Kosmos ist und mit dem Gesetz der Wiedergeburt in Verbindung steht.
Das Gesetz
der Wiedergeburt ist ein übergeordnetes Naturgesetz, das sich auf das gesamte
Leben in unserem Sonnensystem bezieht. Es setzt den Prozeß der Evolution in
Gang, in dessen Verlauf sich alle Lebensformen durch fortschreitende
Entwicklung ständig verfeinern. Tod und Wiedergeburt, der Aufbau einer Form und
ihre erneute Zerstörung sind notwendig, um Entwicklung zu gewährleisten, denn
keine physische Form ist heute schon die vollkommene Manifestation göttlicher
Absicht.
Das Gesetz
der Wiedergeburt, das der Evolution zugrunde liegt, befähigt auch den Menschen,
sich von den groben Formen eines gedankenleeren Materialismus zu einer
geistigen Vollkommenheit zu entwickeln. Und diese Erkenntnis, daß sich Evolution
nicht nur auf die Natur, sondern auch auf das Bewußtsein des Menschen bezieht,
bildet die Grundlage der esoterischen Weltsicht.
Folglich
lautet der erste wichtige Grundsatz der Esoterik:
"Was du säst, wirst du ernten."
Diese
Feststellung, die in östlicher Terminologie unter dem Begriff "Karma"
vermittelt wird, ist die erste wichtige esoterische Wahrheit, die jeder
ernsthafte Esoteriker lernen und anwenden muß, wenn er nach dem Geheimnis dessen
sucht, was die Welt bewegt und dem Evolutionsprozeß zugrunde liegt.
Aus dieser
Erkenntnis, daß es jenseits der sichtbaren Erscheinungswelt eine ursächliche
Welt gibt, aus der alles hervorgeht, entspringt die zweite wichtige Wahrheit,
die uns durch den wohl bekanntesten esoterischen Grundsatz des Hermes
Trismegistos überliefert ist:
"Das,
was oben ist,
ist wie das, was unten ist,
und das, was unten ist,
ist wie das,
was oben ist."
So läßt
sich die Wirklichkeit auch nicht durch ein lineares Denken erfassen, sondern
nur durch das Gesetz der Entsprechungen. Grundlage esoterischen Denkens ist die
Erkenntnis, daß Makrokosmos und Mikrokosmos stets als analoge Prinzipien
verstanden werden müssen. Das Sonnensystem hat seine Entsprechung im kleinsten
Atom, und der Mensch steht als Mittler zwischen beiden. Denn er hat die Fähigkeit,
sich auf beide Ebenen zu projizieren, weil er Geist und Materie in sich
vereint. Und wenn er schließlich erkennt, daß die physische Welt und seine
psychische Innenwelt nur eine Spiegelung der kosmischen Urbilder sind, wird ihm
erstmals seine eigene geistige Bedeutung bewußt.
Ein
Esoteriker ist folglich ein Mensch, der seine Konzentration von der Substanz-
oder Formseite des Lebens abwendet, um die Quelle zu entdecken, die die Formen
des Lebens hervorbringt. Er muß in sich selbst die nötige Empfänglichkeit und
Sensitivität für die innere Qualität entwickeln, die die Vielfalt von Formen
auf den unterschiedlichen Ebenen der Existenz beherrscht, bis er am Ende zur
Qualität des EINEN LEBENS vordringt, das unseren Planeten belebt und in dessen
Wirkungsfeld „wir leben, uns bewegen und unser Dasein haben“.
Ein
Esoteriker folgt also nicht nur irgendwelchen Glaubenssätzen oder weltfremden
Ideen, sondern er hat stets auch mit Materie zu tun. Ihn beschäftigt die
lebendige, vibrierende Lichtsubstanz, aus der die Welten bestehen, die in der
Antike als Äther bekannt war und die in östlicher Terminologie Prana oder Chi
genannt wird. Dieser Äther, die Lebensessenz, ist der Stoff, aus dem alle
Welten gemacht sind und der die grobphysische Materie vollkommen durchdringt.
"Alle
Dinge sind durch dasselbe gemacht,
und ohne dasselbe ist nichts gemacht,
was
gemacht ist."
Johannes-Evangelium
1,3
Diese
Lichtsubstanz ist die eigentliche Substanz der Welt, und diese versucht der
Esoteriker in ihren unterschiedlichen Helligkeitsgraden wahrzunehmen und zu
unterscheiden. Und indem er sich darauf einläßt, wird er empfindungsfähig für
die unterschiedlichen Schwingungsebenen, die auf unserer Erde existieren, aber
auch für die höheren geistigen Energien, die sein Bewußtsein prägen. Und wenn
es ihm mit der Zeit gelingt, diese in einen Sinnzusammenhang zu bringen,
beginnt er langsam zu entdecken, daß den äußeren Ereignissen seines Lebens
innere Befindlichkeiten entsprechen und daß sie keinesfalls unabhängig von
seiner inneren Denkhaltung sind.
Und so
lautet der dritte wichtige Grundsatz der Esoterik:
"Dem Denken folgt
Energie."
Alle
Energien, die aus der ursächlichen feinstofflichen Welt in unsere sichtbare
Erscheinungswelt fließen, werden durch die Kraft des Denkens aus höheren oder
niederen Ebenen gelenkt. Wollen wir unserem Leben also eine neue Richtung
geben, so bildet das Denken den wichtigsten Ansatzpunkt, denn "wie ein
Mensch in seinem Herzen denkt, so ist er". Ändert sich unsere Einstellung,
so ändert sich in der Folge auch unser Leben.
Wir sind
also tatsächlich unseres "Glückes Schmied", wie es der Volksmund
ausdrückt, denn wir sind für die Ursachen, die wir gedanklich setzen, verantwortlich,
auch wenn wir uns dessen in einem einzigen Leben vielleicht nicht bewußt sind.
Diese Verantwortung resultiert aus der Tatsache, daß die Seele eines Menschen
ihre Vollendung durch unzählige Wiedergeburten erreicht, in denen sie Ursachen
sät, deren Wirkungen sie in der Folge auch ernten muß.
Doch woran
kann sich das Denken orientieren, wenn wir eine Änderung unseres Lebens und
unserer Welt erreichen wollen?
In unserer
westlichen Welt gibt es keine spirituelle Tradition, weil Glaube und Wissen
getrennte Wege gingen. So sind uns die geistigen Gesetze in den letzten 2000
Jahren auch nicht mehr vermittelt worden, und die Ausrichtung und Orientierung
junger heranwachsender Menschen war auf die äußere physische Welt gerichtet,
ohne die Möglichkeit, die geistigen Ursachen hinter den physischen Ereignissen
zu verstehen. Um eine grundlegende Änderung unseres Denkens zu erreichen, das
die Basis einer dauerhaften spirituellen Entwicklung ist, bedarf es aber eines
ganzheitlichen Wissens, das uns die Ordnung und den Plan des Lebens erklärt und
unser Bewußtsein nicht auf das vermeintliche Chaos der sichtbaren Welt beschränkt.
Dieses ganzheitliche Wissen ist dem Menschen verfügbar, doch es kann nur auf
esoterischem Weg erreicht werden, weil es sich gleichermaßen auf die sichtbaren
wie nicht-sichtbaren Ebenen des Lebens erstrecken muß, die eine Einheit bilden.
Esoterik -
richtig verstanden - ist also keine Glaubensangelegenheit! Sie ist die
Wissenschaft des Lebens, die dem Menschen seine wahren Fähigkeiten, seine
geistige Dimension und seine wirkliche Bestimmung enthüllt, weil sie den Blick
nicht auf die Phänomene der Welt begrenzt, sondern gleichzeitig die
ursächlichen Energien und Kräfte erforscht, die diese Phänomene hervorbringen.
Und sobald ein Mensch diese Kräfte und Energien erkannt und wahrgenommen hat,
erschließt sich ihm eine neue Dimension des Lebens. Denn er hat sich für die
Wahrheit geöffnet, daß Ereignisse, Umstände und physikalische Phänomene jeder
Art nichts anderes als Symbole des Geschehens in den inneren Welten sind, die
es zunehmend zu entdecken gilt, um die Bedeutung dieser Ereignisse zu
verstehen. So verlagert sich das Bewußtsein langsam in die Welt der Ursachen,
und wenn dies zur täglichen Praxis geworden ist, wird es dem Menschen auch
möglich zu erkennen, daß der Geist die Materie beherrscht und das äußere
Geschehen durch innere Kräfte gelenkt wird.
|