Was mich zu diesem Buch
veranlaßt hat, ist der Wunsch, die Astrologie in ihrer geistigen Dimension zu
betrachten, die uns das Wesen des menschlichen Bewußtseins offenbart. Dieses
Buch richtet sich nicht an Anfänger der Astrologie, die sich nur mal informieren
wollen oder in der Astrologie einen Unterhaltungswert suchen. Ich wende mich
vielmehr an jene, die tiefer in die Esoterik einsteigen wollen und die
Astrologie als einen ernsthaften Forschungsbereich begreifen, in dem es noch
vieles zu überprüfen und vieles zu entdecken gilt, um diese esoterische
Wissenschaft zu einer »Psychologie der Seele« zu machen, in der das Wesen des
Menschseins und die Entwicklung des menschlichen Bewußtseins erkennbar wird.
Das in diesem Buch
vorgestellte System ist das Ergebnis jahrzehntelanger Meditation, die in mir
eine intuitive Wahrnehmung entstehen ließ, sowie einer langjährigen praktischen
Erfahrung in Gruppenarbeit und Einzelberatungen, durch die mir ein tiefer
Einblick in die menschliche Psyche und die Bewußtseinsentwicklung des Menschen
möglich wurde.
Die Grundlage für die
esoterische Betrachtung des Menschen bildet das Gesamtwerk von Alice Bailey,
das neben der Geheimlehre von H.P. Blavatsky wohl das umfassendste und tiefste
esoterische Wissen enthält, das bis heute in schriftlicher Form vorliegt. Es
wurde der Autorin durch den Meister Djwhal Khul, den »Tibeter«, übermittelt und
enthält im Rahmen einer Abhandlung über die Sieben Strahlen auch einen Band
über Esoterische Astrologie. Dieses Buch gibt jedoch keine Hinweise auf eine im
Praktischen anwendbare Astrologie, denn es ist eine Abhandlung über die
Bewußtseinsentwicklung des Menschen, aber nicht über astrologische Deutung, wie
wir sie im allgemeinen verstehen.
Das Werk von Alice
Bailey ist größtenteils schwer verständlich, weil es einen Bewußtseinsbereich
umfaßt, der unsere Wahrnehmung bei weitem übersteigt. Es kann daher auch nur
den geistigen Rahmen für eine Astrologie bilden, die sich langsam wieder der
Ursprünge dieser ältesten aller Wissenschaften bewußt wird und bereit ist,
liebgewordene, weit verbreitete Pauschalaussagen auf ihre Zuverlässigkeit und
ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Denn wie der »Tibeter« uns wissen läßt,
steckt unser Verständnis der Astrologie noch in den Kinderschuhen, und unser
astrologisches Wissen umfaßt bisher nur den »äußeren Saum« dessen, was einmal
erkannt werden wird. Und so kann sich die moderne Astrologie auch erst zu einer
wirklich bedeutsamen Wissenschaft entwickeln, wenn die Intuition in der
Menschheit erwacht ist.
»Es ist die intuitive
Astrologie, welche schließlich die heutige sogenannte Astrologie verdrängen muß
und so eine Kenntnis von jener uralten Wissenschaft wiederbringt, die die
Sternbilder und unser Sonnensystem zueinander in Beziehung gebracht, die
Aufmerksamkeit auf das Wesen des Tierkreises gelenkt und die Menschheit über die
grundlegenden Beziehungen unterrichtet hat, welche die Welt der Erscheinungen
und die subjektive Welt beherrschen und bestimmen. «
Alice Bailey: Esoterische
Astrologie
Über viele Jahre war es
mein Bemühen, den Weg zum Ursprung astrologischen Wissens zurückzuverfolgen, um
zum Kern der Astrologie vorzudringen, zumal ich schon lange mit einem gewissen
Unbehagen die vielen unterschiedlichen Häuser- und Deutungssysteme miteinander
verglichen hatte und viele Widersprüche und Ungereimtheiten feststellen mußte.
Ich wollte ein praktisch anwendbares astrologisches Deutungssystem finden, das
mit der »Zeitlosen Weisheit« vereinbar ist und der esoterischen Sicht
astrologischer Zusammenhänge Rechnung trägt. Das war nicht leicht, und zunächst
erschien es mir geradezu unmöglich, die herkömmlichen astrologischen Systeme
mit den esoterischen Betrachtungen des »Tibeters« in Einklang zu bringen. Es
gibt schon zu viele etablierte astrologische Systeme, die empirisch entwickelt
wurden und inzwischen so weit verbreitet sind, daß sie einen allgemeinen
Konsens in astrologischen Kreisen erlangt haben. So habe ich auch über viele
Jahre mit verschiedenen Systemen gearbeitet, doch stets versucht, genügend
kritische Distanz zu wahren, um sie in praktischer Erprobung auf ihre
Zuverlässigkeit zu überprüfen. Und vieles, was ich gelernt hatte und was mir
als allgemeingültiges astrologisches Wissen vertraut war, hielt praktischer
Überprüfung einfach nicht stand.
Dies hat mich veranlaßt,
die Astrologie als eine »Wissenschaft vom Wesen des Menschen« zu begreifen, in
der noch vieles durch Versuch und Irrtum erforscht werden muß. Und es hat viele
Jahre intensiven Nachdenkens und anhaltender Forschung bedurft, um die
universellen Weisheitslehren mit einer praktischen Horoskopie zu verbinden, in
die beide Ebenen einfließen: die Entwicklung des Bewußtseins und die äußeren
Ereignisse des Lebens, die nur das Symbol oder die Spiegelung eines inneren
Prozesses sind.
Ich bin mir bewußt, daß
der Inhalt dieses Buches sehr komplex ist und daß es in einigen Teilen der gängigen
Auffassung von psychologischer Astrologie widerspricht, die gerne vom
»Schatten« spricht, den es zu integrieren gilt, um ganz zu werden. Diese
Auffassung teilt die Esoterische Astrologie nur bedingt, denn der Schatten, von
dem hier die Rede ist, ist ja nichts anderes als ein verzerrtes Abbild unseres
wirklichen Selbst, das sich im Zuge einer langen Reihe von Inkarnationen immer
mehr vom Urbild - dem höheren Selbst - entfernt hat. Der Schatten ist das
niedere Selbst, der nur nebelhaft erkennbare Widerschein des wahren Menschen,
und diesen gilt es nicht nur zu integrieren, sondern auch zu transformieren,
damit er sich dem Urbild oder dem höheren Selbst wieder angleicht. So liegt der
wesentliche Unterschied in der Interpretation auch in der genauen Vorstellung
einer Entwicklungsordnung, die das Bewußtsein des Menschen durchläuft und die
im System der esoterischen Astrologie erkennbar wird.
In dieser Einführung
geht es vor allem darum, die Astrologie als Teil der Geheimwissenschaft zu
beschreiben, die den Menschen in seiner kosmischen Bedeutung erfaßt. Es war mir
wichtig, den esoterischwissenschaftlichen Hintergrund der Astrologie und die
Ganzheitlichkeit des astrologischen Systems deutlich herauszustellen. Denn auf
diese Weise wird die geistige Dimension des Menschen sichtbar, der »gekreuzigt
in Raum und Zeit« seine Bewußtseinsreise durch den Tierkreis antritt, um sich
vom unbewußten Urmenschen zum geistigen Menschen zu wandeln.
Dem praktischen
astrologischen Teil wurde deshalb eine Einführung in die Grundlagen
esoterischen Wissens vorangestellt, die uns anhand eines Zahlenschlüssels den
Aufbau des Kosmos, die Entwicklungsstufen des Bewußtseins und die »geistige
Anatomie« des Menschen erklärt. Wesentlich für die esoterische Astrologie ist
das Grundverständnis des Menschen als einem physischen Wesen, ausgestattet mit
einem Bewußtsein, das sich ständig weiterentwickelt, um zu umfassender
Selbsterkenntnis zu gelangen. Denn der Mensch ist eingebunden in ein kosmisches
Geschehen, das zu immer größerer Vollkommenheit strebt und das auch ihn - als
Teil des Ganzen - in diese Entwicklung zum Höheren und Vollkommeneren
einbezieht.
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